»Am späten Abend erreichten sie ein Dorf. Sie hielten vor der Scheune an, in der sie die Nacht verbringen sollten. Auf der Tenne lagen schon viele Menschen. Auf der Suche nach einem freien Platz musste ich über die Köpfe der Liegenden gehen. Man beschimpfte mich. Mit Mühe kletterte ich hoch, und nachdem ich über ein paar liegende Frauenkörper gestiegen bin, ließ ich mich aufs Stroh fallen. In der Scheune brannte ein schwaches elektrisches Licht. In dem anderen Teil der Scheune, auf dem Lehmboden, standen dicht aneinandergedrängt Häftlinge. Sie stritten miteinander, stöhnten, schrien. Man spürte, dass sie sehr gelitten haben, da sie wegen Platzmangels nicht einmal hocken konnten.
Maria Suszyńska-Bartman, ehemalige Gefangene des KZ Conti-Limmer
Die Blockältesten und der Kapo – die Bewacher dieser stöhnenden Häftlinge – machten es sich auf dem Stroh bequem. Sie machten sich an das Brot, die Margarine, den Zucker heran. Die von dem Essen herangelockten Mädchen robbten zu den Männern und ließen sich, im Gegenzug für ein Stück Brot, umarmen. Die Häftlinge von der Tenne riefen: ›Brot und Luft! Brot und Luft!‹ Die Kapos unterbrachen für einen Augenblick ihre Mahlzeit und die Liebkosungen, um auf die Köpfe der schreienden Männer zu springen und die Schreie mit Fäusten zu ersticken. Und dann kamen sie zurück zu den Mädchen … Im Stroh eingegraben zitterte ich vor Kälte und konnte diese Schreie ›Brot und Luft‹ nicht aushalten. Was für eine Nacht, was für ein Alptraum.«