In einem gemeinsamen offenen Brief haben Initiativen aus ganz Deutschland, die sich für die Erinnerung an den Nationalsozialismus einsetzen, darunter auch der Arbeitskreis Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer, deutlich Stellung bezogen gegen jegliche Form der Relativierung und Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen.
Sie betonen dabei, dass die Erinnerungskultur aus der Gesellschaft heraus entstanden sei und entstehe. Weiter fordern die Initiativen auf: »Alle können unsere Arbeit und Inhalte kennenlernen, können aktiv mitwirken und unterstützen, können hinterfragen und diskutieren.« Und sie warnen vor »Hetze, Rassismus und Antisemitismus in der Öffentlichkeit, im Internet und in den Parlamenten«, die die offene und plurale Gesellschaft bedrohen.
Die dringend notwendige Lebendigkeit und Weiterentwicklung der Erinnerungskultur zeigt sich gegenwärtig am Beispiel des ehemaligen KZ Sachsenburg in der Stadt Frankenberg (Sachsen). Dort befand sich von 1933 bis 1937 eines der frühen nationalsozialistischen Konzentrationslager. Das fast vollständig erhaltene Gesamtensemble stellt eine herausragende Grundlage dar, um die verschiedenen Perspektiven auf das Lager von Täterschaft, Opfern, der Einbindung in die Gesellschaft sowie den nationalsozialistischen Machtapparat zu vermitteln. Statt die bestehenden Originalgebäude als Lernort weiter zu erhalten, soll die frühere Kommandantenvilla als eines der wichtigsten Teile des Geländes abgerissen werden. Obwohl es auch in Sachsen viele frühe Konzentrationslager gegeben hat, fehlt es bisher an einer entsprechenden Gedenkstätte, die diesen Teil der Geschichte in den Blick nimmt. Hier kann gezeigt werden, wie die Lager zur Machtsicherung der nationalsozialistischen Diktatur dienten. Für die politisch-historische Bildungsarbeit wäre ein alle Gebäude umfassender Lern- und Gedenkort eine einmalige Chance, die aber derzeit nicht ergriffen wird. Ausführliche Informationen bietet die Seite gedenkstaette-sachsenburg.de.
In Niedersachen gibt es, wie der Presse zu entnehmen war, gegenwärtig vonseiten des Landkreises Emsland das Bestreben, die Zivilgesellschaft in Form des Dokumentations- und Informationszentrums Emslandlager (DIZ) aus der Gedenkstätte Esterwegen herauszudrängen. Eine Weiterentwicklung der Erinnerungskultur ohne die Gefahr bürokratischer Verkrustung ist aber nur unter Einbeziehung des ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engagements möglich. Das muss aktiviert, bewahrt und gestärkt werden. Dafür sollten wir uns gemeinsam einsetzen!
Der offene Brief kann hier eingesehen und unterzeichnet werden: jugend-fuer-dora.de/offenerBrief/