Nachdem der »Zug der Erinnerung« im letzten Jahr für eine Woche in Hannover war, macht er vom 08. bis 12. November 2009 wieder Station auf dem hannoverschen Hauptbahnhof. Er erinnert mit seiner Ausstellung an das Schicksal der Kinder und Jugendlichen, die vor über sechzig Jahren in die Vernichtungslager deportiert wurden.
Seine Vorgeschichte: Die Deutsche Bahn hatte abgelehnt, die vielbesuchte französische Ausstellung »11.000 Kinder. Mit der Reichsbahn in den Tod« von Serge und Beate Klarsfeld auf deutschen Bahnhöfen zu zeigen. 2007 nahm
ein deutscher Bürgerverein das Heft selbst in die Hand und buchte Gleisstrecken und Haltepunkte für eine eigene rollende Ausstellung.
Denn der Zusammenhang sollte an Ort und Stelle hergestellt werden: Alle Deportationen verliefen über das Schienennetz und über die Bahnhöfe, an denen der Zug hält. In mehr als 90 Städten hat der Ausstellungszug bisher gehalten und 300000 Besucher angezogen. Es geht um bis zu 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche aus ganz Europa, die mit Zügen der Reichsbahn von ihren Heimatorten transportiert wurden und nie mehr zurückkehrten.
Die Opfer stammten aus jüdischen Familien, aus Familien der Sinti und Roma oder es waren Kinder von Nazi-Gegnern. Schwerpunkt der Ausstellung ist das Geschehen in Deutschland: die Zustellung der Deportationsbescheide, das Verlassen der Wohnungen, der Weg in Sammellager und zu den wartenden Zügen – oft unter den Augen der Bevölkerung. In Hannover fuhren acht von ihnen zwischen Dezember 1941 und Februar 1945 vom Bahnhof »Fischerhof« in Linden ab.
Der Ausstellungszug besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen in beispielhaften Biografien nacherzählt wird. Danach werden die Täter vorgestellt, die für den Transport der todgeweihten Kinder und Jugendlichen in die Vernichtungslager sorgten und verantwortlich waren. Ein neuer Bereich unter dem Titel »Schuld und Schulden« behandelt den Umgang der Deutschen Bahn mit ihrer historischen Verantwortung. Im letzten Teil des Zuges werden Ergebnisse lokaler Erinnerungsarbeit aus der Region Hannover gezeigt, und es besteht die Möglichkeit zu weiterer Recherche an Computerstationen.
Die Botschaft des Zuges richtet sich vor allem auch an Schülerinnen und Schüler, denn sie erzählt vom Schicksal Gleichaltriger in einer menschenverachtenden Diktatur. Sie stellt konkrete Erinnerungsarbeit dar – und setzt gleichzeitig ein Zeichen gegen Rassenhass und Rechtsextremismus.
Neben der Ausstellung gibt es ein umfangreiches begleitendes Veranstaltungsprogramm. Ausführliche Informationen finden Sie unter www.zug-der-erinnerung.eu/fahrplan/Programm_Hannover_2009.pdf.