Zur Pogromnacht am 9./10. November 1938 in Hannover-Limmer
Der Artikel von Dieter Krafft, erschienen im Herbst 1978 in der Sackmann-Postille, hat nichts an Aktualität eingebüßt. Nur die Bezeichnung »Reichskristallnacht« für die Pogrome am 9. und 10. November 1938 wird heute erfreulicherweise kaum noch verwendet.
Regine und Max Goldschmidt
Regine Goldschmidt, geb. Baum, kam am 23. April 1876 in Elbekosteletz zur Welt. Max Goldschmidt wurde am 31. August des gleichen Jahres in Eisenach geboren. 1907 wurde ihre Tochter Helene geboren, im Jahr darauf Martha. 1909 zog die Familie nach Hannover, ab 1913 wohnte sie im Gartenweg 4 in Limmer (heute Franz-Nause-Straße).
Max Goldschmidt betrieb ein Manufakturwarengeschäft in der Wunstorfer Straße 21. Wie von Dieter Krafft beschrieben, wurde das Geschäft in der Pogromnacht vom 9. November 1938 verwüstet.
Max Goldschmidt wurde, wie 274 andere jüdische Einwohner der Region Hannover, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt. Nach wochenlanger Inhaftierung wurde er zunächst wieder freigelassen.
Anfang September 1941 wurden Max und Regine Goldschmidt dann in das »Judenhaus« Wunstorfer Straße 16 a eingewiesen und mit dem Transport vom 15. Dezember 1941 nach Riga verschleppt, wo sie vermutlich ermordet wurden oder an den Folgen der Ghetto-Haft starben. Zeitpunkt und Umstände ihres Todes sind unbekannt.
Am 7. Dezember 2017 wurden in der Franz-Nause-Straße 4 für Regine und Max Goldschmidt Stolpersteine verlegt.
Die beiden Töchter Helene und Martha Goldschmidt hatten Hannover im August 1939 verlassen. Es war ihnen gelungen, nach Großbritannien zu emigrieren. Martha heiratete und lebte bis zu ihrem Tod in Wales. Helene kehrte nach 1945 nach Hannover zurück. Als verheiratete Helene Eilert starb sie hier im Jahr 1994 und wurde auf dem jüdischen Friedhof An der Strangriede beigesetzt.
Die Informationen und einige Abbildungen haben wir entnommen aus einem Infoblatt der Städtischen Erinnerungskultur Hannover zur Stolpersteinverlegung am 7. Dezember 2017, verfasst von Julia Berlit-Jackstien.
Margarethe und Max Rüdenberg
Informationen zu dem im Artikel von Dieter Krafft kurz erwähnten Ehepaar Margarethe und Max Rüdenberg und zur angedeuteten Umwandlung des Rüdenbergschen Nebenhauses in der Wunstorfer Straße 16 a in ein sogenanntes »Judenhaus«, in das auch die Goldschmidts gezwungen worden waren, gibt es im Artikel »Über Max Rüdenberg« im Internetportal Lebensraum Linden. Dabei handelt es sich um einen Vortrag, den der Enkel der Rüdenbergs Prof. Vernon Reynolds 2006 in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover gehalten hat.
Max und Margarethe Rüdenberg wurden am 24. Juli 1942 mit dem dritten Transport von jüdischen Menschen aus Hannover nach Theresienstadt deportiert. Max Rüdenberg starb zwei Monate nach der Ankunft, Margarethe Rüdenberg lebte noch vierzehn Monate.
Im Jahr 2017 wurde der Platz zwischen Brunnen- und Tegtmeyerstraße in Limmer nach dem Ehepaar Rüdenberg benannt; mehr dazu in einem Artikel der städtischen Erinnerungskultur: »Margarethe-und-Max-Rüdenberg-Platz in Limmer eingeweiht«.
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Ausführliche Informationen zur Pogromnacht 1938 in Hannover gibt es auf der Website pogrome1938-niedersachsen.de/hannover/ der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten.