Am 19. März 1945 starb im KZ Conti-Limmer die 44-jährige Gefangene Julienne Trouet.
Ihre Mitgefangene Simonne Rohner schrieb nach der Befreiung:
»Der Durchfall, der durch die schlechte Suppe hervorgerufen wurde, war zu einer wahren Epidemie geworden, gegen den nichts anderes half als fasten. Das verstanden allerdings nur wenige von uns […]. Julienne war ein solcher Fall, ihr Wille war nicht stark genug, sie ließ sich gehen und war bereits ein lebender Kadaver, als sie ins Revier eingeliefert wurde. Dort starb sie zwei Tage später in ihren Exkrementen liegend. Arme Julienne! Sie war ein sanftes Mädchen gewesen, verhaftet, weil sie im Widerstand war. Ihr Tod traf viele Kameradinnen. Eine heftige Szene hatte es gegeben, als eine Kameradin der Toten den Ehering, den sie bis dahin hatte tragen können, vom Finger ziehen wollte. Die ›Rousse‹ [SS-Oberaufseherin im Lager] sprang hinzu, riss ihr den Ring aus der Hand und steckte sich ihn in ihre Tasche …«
Auch die Gefangene Cécile Huk hat über den Tod von Julienne Trouet berichtet:
»Wir wissen, dass wir um jeden Preis aushalten müssen. Eine Kameradin stirbt. Dieser Tod einer Kameradin ist für uns eine Warnung, denn sie hat selbst gesagt: ›Ich werde nicht zurückkehren‹, und sie ist dort geblieben. Andere sind kränker als sie, aber sie sagen: ›Ich werde zurückkehren‹, und sie halten durch.«
Die ebenfalls in Limmer inhaftierte polnische Schriftstellerin Maria Suszyńska-Bartman schrieb später:
»Die Beerdigung der […] Französin war traurig. Ihre Freundinnen legten ein paar Weidenkätzchen-Zweige in ihren Sarg.«
Bestattet wurde Julienne Trouet auf der alten Hauptachse des Stadtfriedhofs Seelhorst in der Grablege für die in Hannover verstorbenen KZ-Gefangenen.
In Paris war Julienne Trouet bei einem jüdischen Schneider angestellt gewesen. Über ihre Verhaftung heißt es in einem Dokument des »Ministeriums für ehemalige Kämpfer und Kriegsopfer« vom 19. Oktober 1950:
»Fräulein Trouet ist am 7. März 1944 von den Deutschen bei M. Kabakoff, Paris 19e, Rue de Meaux 62, zur gleichen Zeit wie jener, bei dem sie als Dienstmädchen beschäftigt war, festgenommen worden. Vermutliches Motiv für die Festnahme: Antideutsche Äußerungen.«
In der neu entstehenden Wasserstadt Limmer ist der – unmittelbar neben dem ehemaligen KZ-Gelände gelegene – zentrale Platz des ersten Bauabschnitts nach Julienne Trouet benannt.