Am 29.9.1944 verlässt ein Zug mit 500 Frauen in 8 oder 9 Güterwaggons das KZ Stutthof bei Danzig. Sein Ziel nach 4‑tägiger Fahrt: Der Bahnhof Hannover-Vinnhorst. Die ehemalige Gefangene Maria Suszyńska-Bartman berichtet:
»Die abgezählten 500 Frauen wurden vor der Abfahrt in einen Waschraum geführt, wo sie auch für eine lange Reise ausgestattet werden sollten. Sie bekamen dann je eine Jacke, aber Gott erbarme, was für Lumpen waren das! Sie haben den ermordeten Jüdinnen gehört. Davon zeugten die mit roter Farbe beklecksten Sterne. Nachdem sie die Jacken angezogen haben, malte man ihnen auf die Rücken Kreuze, die noch größer als diese Sterne waren. Sie hatten also auf ihren Rücken Sterne, die mit Kreuzen durchgestrichen worden sind, und unzählige Flecken dazu. Jede bekam noch ein Kopftuch. Es waren alte, schmutzige Lappen, die so nach Bedarf durch die speziell dafür eingesetzten Gefangenen aus größeren Stoffstücken gerissen wurden.«
Am 1. Oktober 1944 trifft der Zug aus dem KZ Stutthof auf dem Bahnhof Hannover-Vinnhorst ein. 351 der Frauen in den Güterwagen stammen aus Polen. Die übrigen aus Belarus, Lettland, Litauen, Russland und der Ukraine. Die Warschauerin Aniela Lasota erinnerte sich am 16. März 1946 in Frostavallen (Schweden) an die Ankunft im KZ Langenhagen:
»Ich kam am Abend des 1. Oktober 1944, einem Sonntag, im Lager bei Hannover an. Wir verbrachten die ganze Nacht in den Eisenbahnwaggons auf einem Abstellgleis, und am Montagmorgen wurden wir zu den Lagerbaracken geführt. Das Lager lag zwischen Fabriken in den Vororten von Hannover. Es war von elektrifiziertem Zaun umgeben.«
Am 2. Oktober bestätigt der hannoversche KZ-Stützpunkteiter, SS-Obersturmführer Klebeck, dem SS-Oberscharführer Mertens vom KZ Stutthof die Übernahme der 500 weiblichen »Schutzhäftlinge«. Sie sollen in den Brinker Eisenwerken, damals Langenhagen, heute im hannoverschen Stadtteil Brink-Hafen, zur Zwangsarbeit eingesetzt werden.
Die meisten dieser Frauen waren während des Warschauer Aufstandes im August 1944 gefangen genommen und zunächst in das »Durchgangslager 121« in Pruszków verschleppt worden. Die wenigsten von ihnen hatten aktiv an dem Aufstand teilgenommen. Sie waren Warschauerinnen. Das reichte fürs KZ.
Aus dem Lager in Pruszków kamen die Warschauer Frauen Ende August 1945 in das KZ Stutthof. Von dort waren sie nun in das Außenlager Langenhagen gebracht worden, um in Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit zu verrichten. Am 6. Januar 1945 wird ihr Weg weiter nach Limmer in das KZ neben dem Conti-Betrieb führen.