Vor 79 Jahren: 500 Frauen aus dem KZ Stutt­hof werden nach Hanno­ver gebracht

Am 29. Septem­ber verlässt ein Zug mit 500 Frauen das KZ Stutt­hof bei Danzig. Sein Ziel nach vier­tä­gi­ger Fahrt: Hanno­ver. Die Frauen kommen zunächst in das KZ-Außenlager Langen­ha­gen und nach dessen Zerstö­rung im Januar 1945 ins KZ Conti-Limmer.

Am 29.9.1944 verlässt ein Zug mit 500 Frauen in 8 oder 9 Güter­wag­gons das KZ Stutt­hof bei Danzig. Sein Ziel nach 4‑tägiger Fahrt: Der Bahn­hof Hannover-Vinnhorst. Die ehema­lige Gefan­gene Maria Suszyńska-Bartman berich­tet:

»Die abge­zähl­ten 500 Frauen wurden vor der Abfahrt in einen Wasch­raum geführt, wo sie auch für eine lange Reise ausge­stat­tet werden soll­ten. Sie beka­men dann je eine Jacke, aber Gott erbarme, was für Lumpen waren das! Sie haben den ermor­de­ten Jüdin­nen gehört. Davon zeug­ten die mit roter Farbe beklecks­ten Sterne. Nach­dem sie die Jacken ange­zo­gen haben, malte man ihnen auf die Rücken Kreuze, die noch größer als diese Sterne waren. Sie hatten also auf ihren Rücken Sterne, die mit Kreu­zen durch­ge­stri­chen worden sind, und unzäh­lige Flecken dazu. Jede bekam noch ein Kopf­tuch. Es waren alte, schmut­zige Lappen, die so nach Bedarf durch die spezi­ell dafür einge­setz­ten Gefan­ge­nen aus größe­ren Stoff­stü­cken geris­sen wurden.«

Am 1. Okto­ber 1944 trifft der Zug aus dem KZ Stutt­hof auf dem Bahn­hof Hannover-Vinnhorst ein. 351 der Frauen in den Güter­wa­gen stam­men aus Polen. Die übri­gen aus Bela­rus, Lett­land, Litauen, Russ­land und der Ukraine. Die Warschaue­rin Aniela Lasota erin­nerte sich am 16. März 1946 in Frost­aval­len (Schwe­den) an die Ankunft im KZ Langen­ha­gen:

»Ich kam am Abend des 1. Okto­ber 1944, einem Sonn­tag, im Lager bei Hanno­ver an. Wir verbrach­ten die ganze Nacht in den Eisen­bahn­wag­gons auf einem Abstell­gleis, und am Montag­mor­gen wurden wir zu den Lager­ba­ra­cken geführt. Das Lager lag zwischen Fabri­ken in den Voror­ten von Hanno­ver. Es war von elek­tri­fi­zier­tem Zaun umge­ben.«

Am 2. Okto­ber bestä­tigt der hanno­ver­sche KZ-Stützpunkteiter, SS-Obersturmführer Klebeck, dem SS-Oberscharführer Mertens vom KZ Stutt­hof die Über­nahme der 500 weib­lichen »Schutz­häft­linge«. Sie sollen in den Brin­ker Eisen­wer­ken, damals Langen­ha­gen, heute im hanno­ver­schen Stadt­teil Brink-Hafen, zur Zwangs­arbeit einge­setzt werden.

Die meis­ten dieser Frauen waren während des Warschauer Aufstan­des im August 1944 gefan­gen genom­men und zunächst in das »Durch­gangs­la­ger 121« in Pruszków verschleppt worden. Die wenigs­ten von ihnen hatten aktiv an dem Aufstand teil­ge­nom­men. Sie waren Warschaue­rin­nen. Das reichte fürs KZ.

Aus dem Lager in Pruszków kamen die Warschauer Frauen Ende August 1945 in das KZ Stutt­hof. Von dort waren sie nun in das Außen­lager Langen­ha­gen gebracht worden, um in Rüstungs­be­trie­ben Zwangs­arbeit zu verrich­ten. Am 6. Januar 1945 wird ihr Weg weiter nach Limmer in das KZ neben dem Conti-Betrieb führen.