Simonne Rohner, Gefangene des KZ Conti-Limmer, schreibt in ihrem kurz nach der Befreiung verfassten Bericht »En enfer …« über den Dezember 1944:
»Seit drei Monaten schon wurde das Lager Richtung Kanal hin erweitert, die kleinen Schrebergärten waren verschwunden, dort wurde aus Zementsteinen eine neue Baracke errichtet. Ende Oktober wurde das Dach mit roten Ziegeln eingedeckt, die wenige Tage später grün überstrichen wurden zur Tarnung.«
Diese Baracke »Typ Oswalt« wurde als Unterkunft für 250 weibliche Gefangene errichtet, die am 15. Dezember 1944 im KZ Conti-Limmer eintrafen.
Die Continental AG hatte mehrere Fertigbaracken dieses Typs erworben und eine davon für die Erweiterung des KZs verwendet. Baracken dieser Bauweise wurden auch im Außenlager Haselhorst des KZ Sachsenhausen als Häftlingsunterkünfte genutzt.
Lieferantin der Baracke »Typ Oswalt« war die Firma Stadler-Bimsbau. Inhaber und Konstrukteur war der Diplomingenieur und Architekt Alfred Oswalt.
Über ihn berichtet Johannes Tuchel in seinem 2014 in Berlin erschienenen Buch »… und ihrer aller wartete der Strick.«:
»Der selbständige Bauingenieur Alfred Oswalt nutzte seine Firma Stadler Bimsbau, um sich wiederholt für politisch und rassisch Verfolgte sowie für Zwangsarbeiter einzusetzen. Er unterstützte sie mit Geld und Lebensmitteln und verhalf einigen mit falschen Pässen zur Flucht in die Niederlande. Auch hatte er Kontakt zu einer Widerstandsgruppe von Niederländern, von denen einige auch bei ihm beschäftigt waren und für die er Sprengstoff organisierte. Am 14. Oktober 1944 wurde Alfred Oswalt von der Gestapo festgenommen, bis zum 25. November 1944 im Zellengefängnis [Haftanstalt in Berlin-Moabit] inhaftiert und dann nach Plötzensee verlegt. Die Anklage des ›Volksgerichtshofes‹ lautete auf ›Vorbereitung zum Hochverrat‹. Am 7. Februar 1945 wurde Alfred Oswalt in das Zuchthaus St.-Georgen-Bayreuth verlegt, wo er am 14. April 1945 befreit wurde.«
Heute erinnert in Frankfurt-Niederrad ein Stolperstein an ihn, siehe https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-in-niederrad/familien/simon-fritz-und-lotte-sowie-oswalt-alfred, dort gibt es auch ausführlichere Informationen zur Widerstandstätigkeit von Alfred Oswalt.
Die KZ-Baracke »Typ Oswalt« stand noch bis in die 1960er-Jahre in Limmer und diente zunächst der Unterbringung von deutschen Flüchtlingen und später der Continental als Lagergebäude.