»Die Reise ohne Gepäck machten wir in Viehwaggons. Wir brauchten zwei Tage und eine Nacht für die kurze Strecke Ravensbrück–Hannover, in der prallen Junihitze, ohne Wasser, ohne frische Luft, ohne Stroh, zusammengekauert im Kohlenstaub, der von der vorherigen Ladung zurückgeblieben war. Das alles war jedoch nichts angesichts des Schreckens und der Demütigung, die von einem gewissen roten Emaille-Eimer ausgingen, der von der Decke herabhing und über unseren Köpfen baumelte. Wir benutzten ihn nur selten und nur mit Erlaubnis des großen teuflischen SS-Mannes, der unseren Waggon bewachte und der sich an dem Schauspiel ergötzte und unsere Scham durch seine Kommentare und Pöbeleien noch vergrößerte.
Am Ankunftsbahnhof Hannover-Linden nahmen die Direktoren der Fabrik, große dickbäuchige Deutsche, begleitet von einem großen Polizeiaufgebot, die Lieferung der französischen Viehherde mit zufriedener und siegesgewisser Miene in Empfang.
Die Holzbaracke, die als Arbeitslager diente, war von mehrfachem elektrisch geladenen Stacheldraht umgeben und befand sich in unmittelbarer Nähe der Fabrik [...].
Unser Leben in der Fabrik begann, ein abstumpfendes und mühseliges Leben, das aus jeweils zwölf Stunden Fließbandarbeit bestand [...].«
Geneviève Helmer, ehemalige Gefangene im KZ Limmer der Continental Gummiwerke, über die Ankunft der ersten 266 Gefangenen am 24. Juni 1944 am Bahnhof Fischerhof in Hannover-Linden