Vor 77 Jahren erreich­ten die ersten Gefan­ge­nen das KZ Conti-Limmer

Am 24. Juni 1944 kam der erste Trans­port mit 266 Frauen am Bahn­hof Fischer­hof in Hannover-Linden an.

»Die Reise ohne Gepäck mach­ten wir in Vieh­wag­gons. Wir brauch­ten zwei Tage und eine Nacht für die kurze Stre­cke Ravensbrück–Hannover, in der pral­len Juni­hitze, ohne Wasser, ohne frische Luft, ohne Stroh, zusam­men­ge­kau­ert im Kohlen­staub, der von der vorhe­ri­gen Ladung zurück­ge­blie­ben war. Das alles war jedoch nichts ange­sichts des Schre­ckens und der Demü­ti­gung, die von einem gewis­sen roten Emaille-Eimer ausgin­gen, der von der Decke herab­hing und über unse­ren Köpfen baumelte. Wir benutz­ten ihn nur selten und nur mit Erlaub­nis des großen teuf­li­schen SS-Mannes, der unse­ren Waggon bewachte und der sich an dem Schau­spiel ergötzte und unsere Scham durch seine Kommen­tare und Pöbe­leien noch vergrö­ßerte.

Am Ankunfts­bahn­hof Hannover-Linden nahmen die Direk­to­ren der Fabrik, große dick­bäu­chige Deut­sche, beglei­tet von einem großen Poli­zei­auf­ge­bot, die Liefe­rung der fran­zö­si­schen Vieh­herde mit zufrie­de­ner und sieges­ge­wis­ser Miene in Empfang.

Die Holz­baracke, die als Arbeits­la­ger diente, war von mehr­fa­chem elek­trisch gela­de­nen Stachel­draht umge­ben und befand sich in unmit­tel­ba­rer Nähe der Fabrik […].

Unser Leben in der Fabrik begann, ein abstump­fen­des und mühse­li­ges Leben, das aus jeweils zwölf Stun­den Fließ­band­ar­beit bestand […].«

Gene­viève Helmer, ehema­lige Gefan­gene im KZ Limmer der Conti­nen­tal Gummi­werke, über die Ankunft der ersten 266 Gefan­ge­nen am 24. Juni 1944 am Bahn­hof Fischer­hof in Hannover-Linden