Vor 78 Jahren: Das Ehepaar Schein­hardt versteckt in Winsen Gefan­gene des KZ Conti-Limmer

… die auf dem Todes­marsch von Hanno­ver zum KZ Bergen-Belsen flie­hen konn­ten. Heute erin­nert ein Gedenk­stein daran.

Seit dem 6. April 2014 erin­nert ein Gedenk­stein in Winsen (Aller) daran, dass der Tisch­ler Wilhelm Schein­hardt und seine Frau Alwine im April 1945 neun fran­zö­si­sche KZ-Häftlinge bis zum Einmarsch briti­scher Trup­pen versteck­ten und versorg­ten. Zu den Versteck­ten gehör­ten sieben Frauen aus dem KZ-Außenlager Conti-Limmer. Am 6. April 1945 waren die Gefan­ge­nen gezwun­gen worden, von Hanno­ver zum rund 80 Kilo­me­ter entfern­ten KZ Bergen-Belsen zu marschie­ren. In Südwin­sen gelang ihnen dank der Unter­stüt­zung durch die Schein­hardts die Flucht.

Unter den Versteck­ten war auch Martin Stoll, ein Elsäs­ser Reser­ve­of­fi­zier, der zuvor im KZ Ahlem inhaf­tiert gewe­sen war. Er erin­nerte sich später:

»Ein fran­zö­si­scher S.T.O. [zivi­ler Zwangs­arbeiter], dessen Namen ich nicht behal­ten habe, der da durch­kam, teilte uns den Ort am Ausgang des Waldes mit, wo er bereits sieben weib­liche Gefan­gene (Fran­zö­sin­nen) des Komman­dos Limmer (Conti) hinge­bracht hatte. Die Holz­baracke (eine kleine Tisch­ler­werk­statt mit einer Ziege, Heu unter dem Dach und einem klei­nen guss­ei­ser­nen Ofen) gehörte einem alten Ehepaar, dem Ehepaar Schein­hardt aus dem nahe­ge­le­ge­nen Winsen an der Aller (einige Kilo­me­ter südlich von Bergen-Belsen). Unter Lebens­ge­fahr, weil sie denun­ziert werden konn­ten, sorg­ten diese muti­gen Menschen für die Verpfle­gung von neun weite­ren Perso­nen.«

Nach Hinwei­sen aus unse­rem Arbeits­kreis auf die gelun­gene Flucht aus dem Todes­marsch hat der Winser Julius H. Kriz­san die Ereig­nisse aus der Zeit vom 7. bis 10. April 1945 gründ­lich erforscht. Nach fast zwei Jahren inten­si­ver Recher­che und poli­ti­scher Über­zeu­gungs­ar­beit durch Kriz­san wurde am 6. April 2014 der von der Gemeinde Winsen beauf­tragte Gedenk­stein einge­weiht.

Alwine und Wilhelm Scheinhardt 1977 (Cellesche Zeitung 29.10.2012)
Alwine und Wilhelm Schein­hardt 1977 (Celle­sche Zeitung 29.10.2012)