Rund 150 Menschen gedachten am 10. April 2025 der ehemaligen Gefangenen des Frauen-KZ Conti-Limmer. Aus Anlass des 80. Jahrestages der Befreiung des Lagers waren in diesem Jahr auf Einladung der Landeshauptstadt Hannover auch Angehörige ehemaliger Gefangener aus Frankreich darunter: Isabelle Chalut, Tochter der ehemaligen Gefangenen Dr. Annette Chalut, setzt auch die Arbeit ihrer Mutter im Internationalen Ravensbrück Komitee fort. Mit den Geschwistern Camille und Julien Lepoutre waren zwei Enkelkinder der im KZ Conti-Limmer inhaftierten Geneviève Bizot nach Hannover gekommen, um an den Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Befreiung der hannoverschen Konzentrations-Außenlager teilzunehmen. Neben ihrer Großmutter waren auch deren Schwestern Renée und Anne-Marie Bizot vor 80 Jahren in Limmer von amerikanischen Soldaten befreit worden.
Außer den Gästen aus Frankreich konnte Horst Dralle vom Arbeitskreis »Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer« auch Angehörige ehemaliger Gefangener des KZ Ahlem aus Israel, den Niederlanden und Hamburg begrüßen, die zuvor an der Gedenkveranstaltung in Ahlem teilgenommen hatten. Dralle wies darauf hin, dass sich mittlerweile mehr als die Hälfte der Deutschen einen »Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit« ziehen wolle. Dabei, zitierte er Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, seien wir es zum einen den NS-Verfolgten schuldig, sie zu würdigen. Zum anderen sei die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen grundlegend für unser demokratisches Selbstverständnis. Demokratie, eine offene Gesellschaft und ein Rechtsstaat, so Dralle weiter, seien keine Selbstverständlichkeit.
Auch der hannoversche Oberbürgermeister Belit Onay betonte in seinem Grußwort die Bedeutung des Gedenkens angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen und erinnerte an das Leid der Gefangenen des KZ Conti-Limmer, die zum Teil schwerste Zwangsarbeit bei Continental und den Brinker Eisenwerken leisten mussten. Er wies auch darauf hin, dass das Leiden der meisten Gefangenen des KZ Conti-Limmer am 10. April 1945 noch nicht zu Ende war, da die meisten von ihnen vier Tage zuvor auf einen Räumungsmarsch gezwungen worden waren, der drei Tage später im KZ Bergen-Belsen endete. Dort wurden die Frauen am 15. April 1945 befreit, aber viele von ihnen starben vorher und in den Wochen danach an den Folgen der KZ-Haft, den Strapazen des Marsches und den Seuchen, die im völlig überfüllten KZ Bergen-Belsen grassierten.
Julien Lepoutre dankte den Beteiligten der Landeshauptstadt und den Arbeitskreisen in Ahlem und Limmer für die Ausrichtung der Gedenkveranstaltungen. Er berichtete, dass in seiner Familie, in der neben seiner Großmutter und deren Schwestern noch weitere Familienmitglieder aufgrund ihrer Widerstandstätigkeit von den Deutschen deportiert worden waren, ein wichtiger Schwerpunkt des Erinnerns auf der Solidarität der Gefangenen untereinander läge – eine Perspektive, die das Gedenken in Deutschland ergänzen könne.
Anschließend lasen Mitglieder des Arbeitskreises aus dem Bericht der ehemaligen Gefangenen Simonne Rohner, die die Befreiung des KZ Conti-Limmer am 10. April 1945 miterlebt und anschaulich geschildert hat. Für eine musikalische Ergänzung des Berichts sorgten drei Liedbeiträge des DGB-Chors.
Der vorgetragene Text von Simonne Rohner steht unten zum Download zur Verfügung.
Der Arbeitskreis »Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer« dankt allen Beteiligten und Besucherinnen für ihre Beiträge und ihr Interesse!