Gedenkveranstaltung am 79. Jahrestag der Befreiung des KZ Conti-Limmer
Über 70 Menschen kamen am Mittwoch, dem 10. April 2024, am Gedenkstein für das Frauen-KZ Conti Limmer in der Sackmannstraße zusammen, um an den 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers zu erinnern und der Gefangenen zu gedenken.
Horst Dralle vom Arbeitskreis erinnerte in seiner Begrüßung an die Machtübertragung an die NSDAP 1933 und die zunächst »völlig legalen« Anfänge der NS-Diktatur. Gerade diese Tatsache erfordere auch heute besondere Wachsamkeit. So sei es im »Einklang mit heute geltenden Gesetzen«, dass die AfD ausgerechnet am 20. April – Hitlers Geburtstag, der im NS feierlich begangen wurde – ihren niedersächsischen Parteitag in Unterlüß abhalten will. »Gedankengut der AfD erinnert fatal an die Ideologie, die 1933 Staatsraison wurde. Auch die AfD will legal an die Macht kommen …«, so Dralle weiter. Er rief dazu auf, sich an den Protesten in Unterlüß zu beteiligen.
Was 1933 begonnen hatte, das endete 1945 nach fürchterlichen Verbrechen, die sich bis zum Kriegsende hin gesteigert hatten. Auch in Hannover, auch im KZ-Außenlager Conti-Limmer, und besonders auf dem Räumungsmarsch nach Bergen-Belsen, der diesmal im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung stand.
Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube überbrachte Grüße des Bezirksrats und den Dank an den Arbeitskreis für seine langjährigen Aktivitäten zum KZ Conti-Limmer. Grube wies darauf hin, dass Straßen in der »Wasserstadt« nach ehemaligen Gefangenen des KZ Limmer benannt sind. Die Anbringung der erläuternden Legendenschilder werde im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen von Bezirksrat und Arbeitskreis stattfinden, zu denen er schon jetzt herzlich einlade. Durch diese werde deutlich, dass das Lagergelände wesentlich größer war als der geplante Gedenkort.
Grube wies außerdem auf die »Stammtischseminare« hin. Diese von mehreren Gruppen im Stadtteil angeregten und vom Bezirksrat geförderten Argumentationstrainings sollen die Teilnehmenden in die Lage versetzen, rechten Parolen von AfD und anderen im Alltag etwas entgegenzusetzen. In den benachbarten Stadtteilen werde nicht nur die Gedenkstätte Ahlem immer wieder geschändet, sondern es fänden sich auch sonst im öffentlichen Raum zahllose rassistische Aufkleber und Tags. Die AfD versuche, Bezirksratssitzungen als Foren zu nutzen, um die Demokratie auszuhöhlen. An Schulen kursierten rechte Parolen. Gerade auch deshalb sei die Arbeit von Gruppen wie dem AK KZ Limmer wichtig, weil lokale Bezüge für Schüler*innen oft eindrücklicher sein könnten als der Besuch zentraler Gedenkstätten.
Anschließend lasen Mitglieder des Arbeitskreises aus Berichten elf ehemaliger Gefangener des KZ Conti-Limmer – vor allem von Stéphanie Kuder, Maria Suszyńska-Bartman, Jacqueline Francis-Bœuf und Cécile Huk – über den Räumungsmarsch zum Konzentrationslager Bergen-Belsen. Vom 6. bis zum 8. April 1945 wurden die Frauen gezwungen, die fast 80 Kilometer lange Strecke zum KZ Bergen-Belsen zurückzulegen – in schmerzenden Holzschuhen, bei Regen und Kälte, mit wenig zu essen und kaum zu trinken. Unterwegs mussten sie mitansehen, wie Männer aus anderen hannoverschen Konzentrationslagern erschossen wurden, weil sie nicht mehr weiterkonnten.
Für die einfühlsame musikalische Gestaltung der Lesung sorgte der Pianist, Komponist und Musikperformer Holger Kirleis, dem der Arbeitskreis an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich dankt.
Das vollständige Skript der Lesung kann unter dem folgenden Link heruntergeladen werden: