Heute vor 79 Jahren: Die ersten Gefan­ge­nen kommen in das KZ Conti-Limmer

Am 24. Juni 1944 kam der erste Trans­port mit 266 weib­lichen KZ-Häftlingen im KZ-Außenlager der Conti­nen­tal AG in Hannover-Limmer an. Die Frauen stamm­ten vor allem aus Frank­reich und der Sowjet­union. Für alle, die mehr über die Hinter­gründe der Depor­ta­tio­nen aus diesen Ländern erfah­ren möch­ten, haben wir zwei Lese­emp­feh­lun­gen.

Am 24. Juni 1944 kam der erste Trans­port mit 266 weib­lichen KZ-Häftlingen im KZ-Außenlager der Conti­nen­tal AG in Hannover-Limmer an.

Frauen aus der Sowjet­union

Einem Bericht der Fran­zö­sin Stépha­nie Kuder ist über die Frauen des ersten Trans­ports zu entneh­men, dass »44 von ihnen Russin­nen (darun­ter 17 Solda­tin­nen)« waren.

Sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­gene waren eine der größ­ten Opfer­grup­pen der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Gewalt­herr­schaft. Gleich­zei­tig wurden die an ihnen began­ge­nen Verbre­chen lange Zeit vernach­läs­sigt.

Titel »Sowjetische Kriegsgefangene im System der Konzentrationslager« | new academic press
Titel »Sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­gene im System der Konzentra­tions­lager« | new acade­mic press

Eine Ausnahme stellt die Studie »Sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­gene im System der Konzentra­tions­lager« von Rein­hard Otto und Rolf Keller (new acade­mic press, Wien 2019, ISBN 978–3‑7003–2170‑5) dar.

In dieser berich­ten die Autoren auch über den Umgang mit weib­lichen Ange­hö­ri­gen der Roten Armee, die »aus der Kriegs­ge­fan­gen­schaft entlas­sen« und statt­des­sen von der Wehr­macht in die Verfü­gungs­ge­walt von Gestapo und SS über­ge­ben wurden.

Zu einer Trans­port­gruppe, die von der Gestapo Allen­stein in das KZ Ravens­brück über­wie­sen wurde, gehör­ten auch die Frauen, die am 24. Juni 1944 schließ­lich im KZ-Außenlager Conti-Limmer eintra­fen.

Eine Rezen­sion des Buches findet sich hier: https://​www​.hsoz​kult​.de/​r​e​v​i​e​w​/​i​d​/​r​e​b​-​9​6​570

Frauen aus Frank­reich

227 der Frauen, die am 24. Juni 1944 in Limmer eintra­fen, kamen aus Frank­reich. Fast alle waren sie in unter­schied­li­cher Weise mit dem Wider­stand, der Résis­tance, verbun­den gewe­sen. Weni­ger als acht Prozent waren aus ande­ren Grün­den depor­tiert worden.

Unter deut­scher Besat­zung – und teil­weise mit Unter­stüt­zung des Vichy-Regimes – wurden rund 7000 Frauen aus dem besetz­ten Frank­reich in das Frauen-Konzentrationslager Ravens­brück, und von dort auch in KZ-Außenlager wie das KZ Conti-Limmer, verschleppt.

Titel »Frauen aus Frankreich im KZ Ravensbrück (1942–1945). Deutsch-französische Forschungsperspektiven« | Metropol Verlag
Titel »Frauen aus Frank­reich im KZ Ravens­brück (1942–1945). Deutsch-französische Forschungs­per­spek­ti­ven« | Metro­pol Verlag

Wer mehr über die Hinter­gründe erfah­ren möchte, dem empfeh­len wir das von Mecht­hild Gilz­mer und Hannah Sprute heraus­ge­ge­bene, im April 2023 erschie­nene Buch »Frauen aus Frank­reich im KZ Ravens­brück (1942–1945). Deutsch-französische Forschungs­per­spek­ti­ven« (Metro­pol Verlag, Berlin 2023, ISBN 978–3‑86331–666‑2).

Aus dem Verlags­text: »Die Hete­ro­ge­ni­tät der Gruppe und die jewei­lige Begrün­dung für die Depor­ta­tion durch die Verfol­gungs­be­hör­den werden in diesem Band erst­mals in ihrer ganzen Komple­xi­tät darge­stellt. Die Autor:innen der insge­samt neun­zehn Beiträge beleuch­ten darüber hinaus die Bedin­gun­gen und Umstände von Verfol­gung und Haft ebenso wie deren Nach­wir­kun­gen aus unter­schied­li­chen Perspek­ti­ven. Dabei steht die Frage im Mittel­punkt, welche Bedeu­tung die Geschlechts­zu­ge­hö­rig­keit für Wider­stand, Verfol­gung und Depor­ta­tion von Frauen hatte. Mit den zahl­rei­chen erst­mals auf Deutsch erschie­ne­nen Arti­keln leis­tet der Band einen wich­ti­gen Beitrag zum deutsch-französischen Wissens­trans­fer.«