»Plötzlich ist es still, mit gespitzten Ohren lauschen wir den Geräuschen in der Ferne, wir hören Gesang, ohne zu verstehen, was gesungen wird. Ich stehe am Fenster, da kommen sie, sie sind am Eingang des Lagers, wie verrückt wirbele ich herum, ich kann meine Latschen nicht finden, wir laufen hin, zwei amerikanische Schützen sind da, wie unsere Freude beschreiben, wir schauen sie mit gefalteten Händen an, mit Tränen in den Augen, sie sind überrascht, müde, sie haben drei Tage und drei Nächte gekämpft und wir sind die ersten französischen politischen Gefangenen, die sie treffen […].
Yvonne Curvale, ehemalige Gefangene des KZ Conti-Limmer
Sie bitten uns, das Lager nicht zu verlassen [….][weil] um uns herum immer noch gekämpft wird, also holen wir zu einer unvergesslichen Minute unsere Fahne heraus und ziehen mit ihr zum Lagertor […] dort gehisst, weht sie frei und stolz, wir machen einen Kreis, eine Schweigeminute, gedenken unserer in Deutschland gestorbenen Kameradinnen und auch derjenigen, die weniger Glück haben als wir, die noch unterwegs sind […]. Dann erhebt sich der Gesang unserer Marseillaise, wie soll man diese Momente vor dem Block der Mäuse* beschreiben, wo wir so geschlagen, so schikaniert, so verängstigt worden sind. Nun sind wir frei, frei, frei […]«
*Abfällige Bezeichnung der Gefangenen für die SS-Aufseherinnen.